Unsere Geschichte(n)

Das evangelische Gemeindehaus am Malchower Weg 2

„Entschuldigen Sie bitte, können Sie mir vielleicht sagen, was das für ein besonderes Haus hier ist und wer hier wohnt?“ So oder so ähnlich wird man häufig gefragt, wenn man am Malchower Weg / Ecke Wartenberger Straße steht.


Es ist das Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde in Alt-Hohenschönhausen, gehört ihr seit nunmehr 100 Jahren und feiert (ebenfalls in diesem Jahr) sein 110jähriges Bestehen. Zwei gute Gründe, einen Blick in seine Geschichte zu werfen.


Vor 110 Jahren errichtete der Zimmermeister Paul Schreiber auf seinem Grundstück, nach den Plänen des Architekten Otto Besse, eine provisorische Stehbierhalle als Fachwerkhaus im Heimatstil mit dem Namen „Zum Lindengarten“. Am 26.

September 1913 wurde die Baugenehmigung von der Gemeindevertretung erteilt und schon am 10. Mai 1914 konnte der Antrag auf „Gebrauchsabnahme“ des Gebäudes gestellt werden. Die gute Vorstadtlage von Hohenschönhausen, die nahe gelegene Löwenbrauerei an der damaligen Berliner-, heute Konrad-Wolf-Straße, sowie der Bau zahlreicher Mietshäuser und die gute verkehrstechnische Anbindung durch die Straßenbahn sorgten für die Attraktivität einer solchen Gaststätte.

Damals kamen gerade Ausflugs- und Gartenlokale groß in Mode nach dem Motto „...hier können Familien Kaffee kochen “.


Seit dem 1. August 1924 war die evangelische Kirchengemeinde von Hohenschönhausen, aufgrund der langjährigen Bemühungen durch den Pfarrer Dr. Julius Kurth, Besitzer des Gebäudes. Zum Erntedankfest am 05. Oktober 1924 erfolgte die feierliche Einweihung.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Gaststätte mit Schankbetrieb durch die Wirtin E. Mäker und ihre Tochter geführt. Die Kirchengemeinde nutzte einen Teil der Räume. Die öffentlich geführte Gaststätte hatte einen 90 qm großen Saal für ca. 150 Personen, der seit ca. 1949 für verschiedenste Veranstaltungen und Versammlungen von Betrieben und Vereinen gegen Entgelt gemietet werden konnte. Unter anderem nutzten die „Zeugen Jehovas“ für ihre einmal im Monat stattfindenden Gottesdienste diesen Saal. Durch den Präsidenten der Volkspolizei in Berlin wurde mit Schreiben vom 18. Oktober 1950 die Schließung des Lokals innerhalb von drei Tagen, vom Tage der Zustellung an gerechnet, angeordnet. Die Entscheidung über die Schließung und den Entzug der Schankkonzession wurde damit begründet, dass die Schankwirtschaft „ein ständiger Treffpunkt politisch zweifelhafter Elemente“ sei. Seit 1956 wurde das Haus etwa 40 Jahre lang als evangelischer Kindergarten genutzt, in dem viele Hohenschönhausener Kinder gut betreut wurden.


Bereits nach dem zweiten Weltkrieg war oftmals durch den Gemeindekirchenrat diskutiert worden, ob man wegen Mangel an Material und Geld das Haus, das in einem baulich nicht besonders guten Zustand war, abreißen sollte. Glücklicherweise kam es nicht dazu und im Jahr 1997 begann die aufwendige Rekonstruktion, die schließlich ca. 1 Million Mark kostete, durch das „Dach und Fach“ genannte Programm des Berliner Senats.

Entsprechend des Sanierungskonzeptes erfolgte ein vollständiger Umbau bzw.

eine Erweiterung der vorhandenen Flächen im Inneren des Gebäudes. Durch einen eingestellten Stahlbau mit Stahltreppe wurde der eingeschossige Bau auf drei Ebenen für verschiedene Nutzungen erweitert. Erhaltene Bauteile, wie z.B. das Fachwerk, das Dach und die Fenster, wurden im ursprünglichen Zustand aufgearbeitet und saniert.


Der einstige Saal der Gaststätte ist heute wieder sichtbar durch die Beseitigung nachträglicher Einbauten und

Decken, er bildet nun den Mittelpunkt des Gebäudes.

Insbesondere die Fachwerkswände und das Zierfachwerk entlang der Schmuckfenster des Dachgeschosses sowie das Walmdach mit der gekreuzten Giebelzier in Form von Pferdeköpfen zeichnen das heutige evangelische Gemeindehaus aus. Auch das Gemeindebüro, dass sich früher in der Suermondtstraße befand, hat nun hier seit vielen Jahren seinen Platz gefunden.

Im Bezirk Lichtenberg ist es wohl das einzige denkmalgeschützte Fachwerkhaus und wird auf der Liste der Kulturdenkmale von Alt-Hohenschönhausen geführt.


Barbara Mewis


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